Ick komm doch nüscht aus 'nem anatolischen Dorf (ein 'Almanci' unterwegs in der Türkei - 2)


Euer ‚Almanci’ spricht mal wieder hier!

Lang ist es her, dass ich zu Wort gekommen bin und nach einer kurzen Denkpause melde ich mich immer noch aus den türkischen Gefilden.

Nun hier in der Türkei kommt man jeden Tag zu Wort, sei es im Umgang mit der Familie, Freunden oder Bekannten; aber auch im Umgang mit Fremden. Wenn ich immer hier anfange zu sprechen, hört man irgendwie schon den ‚Almanci’ aus mich heraus. Mit Sätzen wie „sizin türkceniz ama cok kibar" (Ihr Türkisch ist aber sehr vornehm) oder eben noch härter ausgedrückt „bozuk türkceniz var“ (Sie haben ein kaputtes Türkisch ist man sofort als ‚Nicht-Türke’ abgestempelt. Schämend versucht man sich dann in der Konversation mit seinem ach noch so ‚kaputtem’ Türkisch durchzukämpfen, um doch noch Sympatiepunkte beim Anderen gegenüber zu gewinnen.

Dann ist aber auch noch da auch wieder die verflixte Frage: „nerelesiniz?“ (Woher sind Sie?) oder teilweise noch Heimat verbundener ausgedrückt: „memleket nere?“ (Woher ist Ihre Heimat? Im Türkischen wird oft hier aber nicht seine eigene Heimat angegeben, nein, eben die Heimat der Eltern und Großeltern. So kommt es dann vor, dass man das kleinste anatolische Dorf angibt, obwohl man sich damit gar nicht identifizieren kann.

In den früheren Jahren meines Aufenthalts habe ich oft dieses Spielt mitgemacht, aber mit dem Heranwachsen habe ich mich als Berliner schon so stark identifiziert, dass ich nun einfach sage: "Berlinliyim" (Ich bin Berliner). Und auch wenn sofort dann die Frage kommt, ob man echter Türke sei und auch weiterhin das Türkisch beurteilt wird, hat man wenigstens nun doch ein besseres Gefühl ein ‚Almanci’ zu sein. Und in aller Ehren: ik komm doch nicht wirklich aus einem anatolischen Dorf!

Man könnte ja auch sich noch genauer á la PR Kantate auf den eigenen Kiezplatz beziehen, aber ich denke dass wäre dann schon wieder zuviel des Guten!

Bleibt schön weiterhin in „Ik bin Berliner ‚Almanci’-Manier! 

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